Aquaris by Bernard Stein

Autor:Bernard Stein [Stein, Bernard]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-01-02T23:00:00+00:00

Als Milton Caan zehn Minuten später mit einem Druckluftgewehr bewaffnet zum Delfinpool zurückkehrte, war seine Laune sichtlich auf dem Nullpunkt angelangt. Vom Kommunikationsoffizier der Navy zum Fischdompteur degradiert zu werden, war der Tropfen, der das Fass seines Unmuts zum überlaufen brachte. Er hatte zwar vehementen Einspruch gegen die von Marlin Sun geforderte Rettungsaktion geltend gemacht, musste sich aber schließlich den Weisungen des Chiefcommanders fügen, der in Abwesenheit von Jonathan Bates Tekina Kao das Kommando über die Aquaris-Untersuchung überließ.

"Ich weiß nicht, was Sie sich von dieser haarsträubenden Aktion versprechen, Agent Kao", meinte Caan mit einem hochroten Gesicht. "Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die Abkommandierung eines hochqualifizierten Teams von Kampftauchern zur Sterbehilfe eines lebensmüden Fisches dem Verteidigungsauftrag der Navy entspricht."

"Ich habe den Eindruck, dass es den Männern gefällt, zur Abwechslung ihre Fähigkeit einmal zu konstruktiven Zwecken einzusetzen." Kao schloss den Neoprenanzug über ihrem T-Shirt und überprüfte sorgfältig ihre Sauerstoff-Flaschen. Fünf weitere Froschmänner saßen neben ihr auf dem hellerleuchteten Anleger bereit und warteten auf den Befehl für ihren ungewöhnlichen Einsatz.

"Haben Sie das aus dem Erste-Hilfe-Schrank?" stichelte Sun und deutete auf die kleinen Druckluftprojektile, die Caan als Munition für das Betäubungsgewehr mitgebracht hatte.

"Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus, Doktor. Dieses Narkotikum wurde speziell für Delfine entwickelt, aber unseren Ärzten fehlt jede Erfahrung, wie viel wir Ihrem blauen Freund davon einverleiben müssen, geschweige denn, ob das Zeug überhaupt eine Wirkung bei einem solchen Monstrum zeigt."

"Dann lassen wir uns eben überraschen, Commander."

Missmutig lud Caan einen Narkosepfeil in den Lauf des Gewehres und legte etwas unbeholfen auf Big Blue an, der nach dem Abschalten der Hainetze wieder ruhigere Bahnen in der Lagune zog. "Wollen Sie einen Blattschuss, Doktor, oder reicht es, wenn ich ihm das Zeug einfach unter die Haut jage?"

"Versuchen Sie ihn unterhalb seiner Rückenflosse zu treffen", riet Sun und starrte gespannt hinaus auf das Wasser.

Caan rückte das Gewehr zurecht, aktivierte die Laserzieleinrichtung, wartete bis sein Opfer in Schussweite war und drückte ab. Mit einen dumpfen Knall, gefolgt von einem zischenden Geräusch, schoss das Projektil durch die Luft und traf Big Blues Rücken wenige Zentimeter seitlich der Finne.

"Treffer!" Caan freute sich, wenigstens mit seinen Schusskünsten seine militärische Qualifikation unter Beweis gestellt zu haben.

"Gratuliere, Commander!" Kao warf Caan einen anerkennenden Blick zu. "Ich hatte schon befürchtet, Sie hätten an Ihrem Schreibtisch den Instinkt des einfachen Soldaten verloren."

Während sich Caan voller Stolz von den umstehenden Wachsoldaten als Schützenkönig feiern ließ, zog Big Blue unbeeindruckt weiter seine Kreise. Nicht einmal der Einstich des Narkosepfeils hatte zu einer Reaktion seines massigen Körpers geführt und es schien sich die Befürchtung zu bestätigen, dass das Betäubungsmittel bei einem Walhai keine Wirkung zeigte.

Erst nach einer Viertelstunde und zwei weiteren Schüssen, die Caan allerdings nicht mehr so zielgenau platzierte, schienen Big Blues Bewegungen langsamer und schwerfälliger zu werden. Er schien seine Balance nicht mehr kontrollieren zu können und legte sich leicht auf die Seite.

"Schnell, wir müssen ihm jetzt helfen", rief Kao und setzte ihre Taucherbrille auf. "Haie ersticken, wenn sie sich nicht bewegen."

Dann ließ sie sich in die glitzernde, von mächtigen Flutlichtstrahlern erhellte Lagune fallen und schwamm zu Big Blue hinüber.

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